'Grün-rot' in Tübingen: Wie sich Zellen 'verhalten'

Tübinger Forscher aus dem Bereich 'Grüne Molekularbiologie' der biologischen Fakultät wollen die tradierten Schranken zwischen den 'grünen' (Pflanzen) und 'roten' (Mensch und Tier) Disziplinen überwinden. Angesichts einer hohen Spezialisierung in der molekularbiologischen Forschung und festgefügter Denkschemata in den Einzeldisziplinen kann ein neuer, integrativer Weg speziellen Wissenszuwachs schnell in allgemeinen Erkenntnisgewinn umsetzen und neue Forschungsansätze stimulieren. Dieses Vorhaben soll im Rahmen eines Sonderforschungsbereichs der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit dem Thema 'Mechanismen des Zellverhaltens bei Eukaryoten' verwirklicht werden.

Zellen müssen sich, ähnlich wie ganze Organismen, an wechselnde Umgebungsbedingungen anpassen. Solche kontextabhängigen Änderungen der Zell-Eigenschaften können in allen Stadien der Entwicklung beobachtet werden. Es handelt sich dabei um komplexe biologische Vorgänge der morphologischen Differenzierung (z.B. Embryonalentwicklung, Meristembildung, Zellspezialisierung) und der physiologischen Konditionierung (z.B. Transportprozesse, Stressreaktionen, Zellalterung und -tod). Die Tübinger Forschung in diesem Verbund stellt dabei bewußt die Frage nach dem 'Wie' in den Vordergrund, also nach den molekularen Mechanismen und physiologischen Prozessen, die die Verhaltensänderung der Zelle realisieren. Dagegen hat die zur Zeit noch voll im Trend liegende Suche nach den beteiligten Signalen und Signalübertragungswegen hier nur eine untergeord-nete Bedeutung.

Der Tübinger Forschungsverbund stützt sich dabei auf eine Reihe von Arbeitsgruppen der Lehrstühle für Allgemeine Genetik (Prof. Dr. Friedrich Schöffl), Entwicklungs-genetik (Prof. Dr. Gerd Jürgens) und Pflanzenphysiologie (Prof. Dr. Wolf Frommer), die den 'grünen' Kernbereich bilden und überwiegend an der Modellpflanze Arabidopsis thaliana arbeiten. Der 'rote' Bereich wird durch den Lehrstuhl für Molekularbiologie (Prof. Dr. Alfred Nordheim) und durch selbständige Nachwuchsgruppen des Tübinger Max-Planck-Instituts für Ent-wicklungsbiologie vertreten. Diese 'grün-rote Koalition' zwischen Universität und MPI hat sich bereits seit längerem im Bereich Genetik/Entwicklungsgenetik in der Lehre bewährt. Nun kann sie auch in der Forschung stärker zum Tragen kommen.

Prof. Dr. Friedrich Schöffl/Prof. Dr. Gerd Jürgens

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